Sprechen oder Schweigen?

Nicht nur während des Heimaufenthaltes, auch danach wurde den Erfahrungen und Berichten ehemaliger Heimkinder kein Glauben geschenkt. Ein Aufwachsen im Heim galt als Schande. Die Scham hinderte am Sprechen.

Wer das Schweigen durchbrach, wurde ignoriert, beschämt oder beschimpft. Wer aufbegehrte, protestierte oder anklagte, wurde mundtot gemacht. Erst seit 2010 sind die systematischen Menschenrechtsverletzungen gegen Kinder der unterprivilegierten Klassen in Österreichs Kinder- und Erziehungsheimen öffentliches Thema.

Die ZeitzeugInnen berichten von der Belastung des Sprechens, aber auch von der tiefen Genugtuung, nicht mehr als LügnerInnen dazustehen und Anerkennung zu finden.

Dadurch, dass sie aus der Anonymität heraustreten und ihre Geschichte erzählen, leisten sie einen erheblichen Beitrag dafür, die Geschichte der Heimerziehung nach 1945 im kollektiven Gedächtnis der österreichischen Gesellschaft zu verankern.

In den hier gesammelten Erzählungen legen ehemalige Heimkinder Zeugnis ab für diejenigen, denen dies nicht (mehr) möglich ist, und in der Hoffnung, dass fremdbetreute Kinder und Jugendliche in der Gegenwart und Zukunft von Gewalterfahrungen, wie sie sie erleiden mussten, verschont bleiben.

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